Ein Gletscher (lat. glacies „Eis“), auch Ferner
(althochdeutsch firn „alt) ist
eine aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die
sich durch ihr Eigengewicht bewegt.
Die Wissenschaft, die sich direkt mit Gletschern
beschäftigt, ist die Glaziologie. Sie entstehen in Gebieten, in denen im Jahresmittel mehr Schnee fällt, als abtauen oder verdunsten kann.
Frischer Neuschnee bildet eine Schicht aus Schneekristallen und mit Luft gefüllten
Hohlräumen. Fällt erneut Schnee, so legt er sich über die bereits vorhandene
Schicht und drückt die mit Luft gefüllten Hohlräume so zusammen, dass sie
kleiner werden. Schmelzprozesse unterstützen diesen Vorgang. So entsteht im
Laufe eines Jahres aus dem Schnee Firneis. Firn bewegt sich, wenn überhaupt, nur in der Falllinie, hat keine Spalten
und ist am Untergrund festgefroren. Die weitere Verdichtung des Firneises lässt
schließlich Gletschereis entstehen. Ab einer Mächtigkeit von ca. 30 m
fängt das Eis an, sich unter seiner eigenen Masse zu bewegen (zu fließen). Ein
Gletscher ist entstanden. Manchmal reißt das Eis und bildet Spalten.
Die Verwandlung des Schnees hängt sehr stark vom jeweiligen Klima ab. Bei
vergleichsweise warmen Gletschern, wie in den Alpen, hat sich der Schnee
in wenigen Jahren in Gletschereis umgewandelt. Bei kalten und trockenen
Gletschern, zum Beispiel in der Antarktis, unterstützen keine Schmelzprozesse
die Eisbildung. So dauert dort die Umwandlung von Schnee in Eis mehrere Jahrzehnte.
Reines Gletschereis (dünne Schicht) ist nahezu durchsichtig. Wenn die Kristalle
ihre Lage zueinander nicht verändern, bewahrt Gletschereis über lange Zeit auch
seine ursprüngliche Schichtung. Wird das Eis durch den Eigendruck stark
gepresst, verkleinern sich die Lufteinschlüsse im Eis. Dadurch werden alle
Farben außer Blau absorbiert und nur noch dieses reflektiert. Das Eis schimmert bläulich, bei
einigen Gletschern auch grünlich.
Andere Verhältnisse herrschen bei Gletschern in den Polargebieten, die ins Meer oder in einen großen See münden. Wenn an der Stirnseite der
Gletscherzunge Eisstücke abbrechen, nennt man dies das Kalben. Die
abgebrochenen Stücke werden zu Eisbergen. Tafeleisberge gibt
es nur in der Antarktis, wenn aufgeschwommene Teile des Inlandeises (Schelfeis) abbrechen und als große Eistafeln in das Meer treiben.
Die bekanntesten Gletscherarten:
Kargletscher: Eismassen geringer Größe, die sich sonnengeschützt in einer
Mulde, dem so genannten Kar, befinden.
Talgletscher: Eismassen, die ein deutlich begrenztes Einzugsgebiet besitzen und sich in
einem Tal abwärts bewegen.
Hängegletscher sind Gletscher, die aufgrund einer Felskante in ihrem Bett kein Zehrgebiet
haben, sondern über die Kante kalben.
Plateaugletscher oder Eiskappe: Ein kleines
Inlandeis auf einem Hochplateau.
Ein Blockgletscher ist trotz seines Namens kein Gletscher, da er nicht aus Schnee
hervorgeht, sondern aus mit Eis vermischtem Schutt und Felsblöcken. Er kriecht
sehr langsam talwärts, was seiner völlig steinigen Oberfläche eine meist
wellenförmige Struktur verleiht, und ist eine Erscheinung des Permafrostes (Dauerfrostboden).
Gletscher wirken als Wasserspeicher. Es wird als Eis gespeichert und so dem Wasserreservoir vorübergehend oder
länger anhaltend entzogen. Mit dem Abschmelzen der Gletscher in Folge der
Erwärmung des Klimas kommt es zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Dies gilt vor allem für die
Eisschilde Grönlands und der Antarktis.
Die Wirkung des vermehrten Eintrags von Schmelzwasser auf die Meeresströmungen, insbesondere
auf das Golfstromsystem, ist
derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Moränen: Als Moräne bezeichnet
man die Gesamtheit des vom Gletscher transportierten Materials. Da Gletscher
feste Körper sind transportieren sie vom Sandkörnchen bis zum tonnenschweren
Felsbrocken alles und lagern es wieder ab. Je nach der Lage zum Gletscher
bezeichnet man sie als Ober-, Seiten-, Mittel-, Innen-, Unter- oder
Stirnmoräne.
Die größten Gletscher der Erde:
Lambert-Gletscher (Antarktis).
Der größte außerpolare Gebirgsgletscher ist der Malaspina (Alaska).
Die größten Gletscher Europas
Austfonna in Norwegen.
Der Vatnajökull. Mit bis zu 900 m Dicke ist
er vom Volumen der größte europäische Gletscher in Island.
Festlandgletscher ist der Jostedalsbreen in Norwegen
Alpen-Gletscher ist der Aletschgletscher
in Deutschland ist der Schneeferner an der Zugspitze.
in Österreich ist die Pasterze am Großglockner.
In Deutschland gibt es fünf Gletscher, alle im Freistaat Bayern:
Der nördliche und südliche Schneeferner,
der Höllentalferner, der Watzmanngletscher und der Blaueisgletscher.