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Derkitzlige Vampir  

von Sieglinde Breitschwerdt

"Ich bin noch gar nicht müde", mault Philipp, stülpt sich die Decke über den Kopf und ruft mit verstellter Stimme: "Huihui, ich bin der Schrecken der Nacht!"

"Hör mit dem Blödsinn auf und leg dich endlich schlafen!“, sagt Mama. Sie deckt ihn zu, gibt ihm einen Kuss und knipst das Licht aus.

Philipp wälzt sich hin und her. Er knufft sein Kopfkissen zusammen, zieht die Bettdecke bis zur Nasenspitze, aber er kann trotzdem nicht schlafen. Ihm ist stinklangweilig! Plötzlich piekst etwas. Aus dem Kopfkissen pult er eine Feder.

Der Mond steht groß und rund am Himmel und linst durch einen Vorhangspalt. Philipp steht auf und geht zum Fenster. Morgen werden sie in der Schule für Halloween ein Theaterstück proben. Philipp freut sich schon sehr. Er darf sich als Vampir verkleiden. Das Cape hängt am Schrank. Es ist schwarz und rot gefüttert. Er lehnt sich aus dem Fenster. Aber was ist das? Ganz weit weg sieht er einen winzigen Punkt. Der Punkt kommt immer näher und wird immer größer. Aber es ist gar kein Punkt, sondern eine riesige Fledermaus. Mit einem gewaltigen Luftzug fliegt sie ins Zimmer herein. Mit dem Kopf nach unten hängt ein alter Mann an der Gardinenstange. Philipp guckt fassungslos. Der Alte trägt genauso ein Cape wie er eines hat. Es ist schwarz und rot gefüttert. Auf einmal knackt es. Der alte Mann knallt samt Gardinenstange auf den Fußboden. Philipp findet das komisch und kichert.

Der Alte rappelt sich auf. Er schüttelt sein Cape aus und starrt ihn an. Er ist sehr blaß. Seine Augen schimmern rot. Mit erhobenen Händen geht er auf Philipp zu und zeigt zwei riesige Eckzähne.

"Guten Abend", grüßt Philipp und reicht ihm höflich die Hand.

Der Mann guckt verdutzt und lispelte: "Hast du keine Angst vor mir?"

„Philipp schüttelt den Kopf und fragt: „Warum?“

„Aber och bin ein Vampir!"

Der Junge staunte. "Cool! So wie Dracula?"

Der alte Mann nickte, duckt sich ein bisschen, hebt die Arme hoch und umfasst seinen Hals. "Iih, hast du kalte Hände!" kicherte Philipp und fragt: „Beißt du mich jetzt?“

"Natürlich!" Der Vampir wird ganz nervös, weil der Junge keine Angst vor ihm hat. Gerade als er in Philipps Hals beißen will, fängt er plötzlich an zu lachen.

"Lass das!", japst er.

"Warum denn?", fragt Philipp scheinheilig und kitzelt ihn mit der Feder an der Nase.

"Hör auf!", kichert der Vampir. "Hör sofort auf damit!"

"Aber nur, wenn du mich nicht beißt!", forderte Philipp.

"Na gut!", kichert der Alte und nimmt seine Hände von Philipps Hals. Lachend torkelte er zum Fenster. Er breitet seine Arme weit auseinander und fliegt in die Nacht hinaus.

Philipp eilte zum Fenster und guckt dem Vampir hinterher.

Das Lachen wird immer leiser und der Vampir immer kleiner.

Plötzlich geht die Tür auf und Mama kommt herein.

Als sie die zerbrochene Gardinenstange sieht, ist sie ärgerlich.

"Bist du etwa an den Vorhängen hoch geklettert?", fragt sie.

 Philipp ist empört. "Das war ich nicht! Das war der Vampir!"

Mama seufzt und scheucht ihn ins Bett. Philipp nimmt Anlauf und springt hinein.

"Aber Mama, das war wirklich ein Vampir!", ruft er und umarmt sie stürmisch.

Mama gibt ihm einen Kuss, deckt ihn wieder zu und macht das Licht aus.

Philipp liegt im Bett und grinst. Bestimmt ist er der einzige Junge aus seiner Klasse, der schon mal einen echten Vampir gekitzelt hat.